BWV 460 Gib dich zufrieden und sei stille
  
1.
Gib dich zufrieden und sei stille
in dem Gotte deines Lebens,
in ihm ruht aller Freuden Fülle,
ohn ihn mühst du dich vergebens;
er ist dein Quell
und deine Sonne,
scheint täglich hell
zu deiner Wonne.
Gib dich zufrieden.
  
2.
Er ist voll Lichtes, Trost und Gnaden,
ungefärbten treuen Herzens,
wo er steht, tut dir keinen Schaden
auch die Pein des größten Schmerzens.
Kreuz. Angst und Not
kann er bald wenden,
ja, auch den Tod
hat er in Händen.
Gib dich zufrieden.
  
3.
Wie dirs und andern oft ergehe,
ist ihm wahrlich nicht verborgen,
er sieht und kennet aus der Höhe
der betrübten Herzen Sorgen.
Er zählt den Lauf
der heißen Tränen.
und fasst zuhauf
all unser Sehnen.
Gib dich zufrieden.
  
4.
Wann gar kein einger mehr auf Erden,
dessen treue du darfst trauen,
alsdenn will er dein Treuster werden
und zu deinem Besten schauen;
er weiß dein Leid
und heimlichs Grämen,
auch weiß er Zeit,
dirs zu benehmen
Gib dich zufrieden.
  
5.
Er hört die Seufzer deiner Seelen
und des Herzens stille Klagen,
und was du keinem darfst erzählen,
magst du Gott gar kühnlich sagen;
er ist nicht fern,
steht in der Mitten,
hört bald und gern
der Armen Bitten.
Gib dich zufrieden.
  
6.
Lass dich dein Elend nicht bezwingen
halt an Gott, so wirst du siegen,
ob alle Fluten einhergingen,
dennoch musst du oben liegen;
denn wenn du wirst
so hoch beschweret,
hat Gott, dein Fürst,
dich schon erhöret.
Gib dich zufrieden.
  
7.
Was sorgst du für dein armes Leben,
wie dus halten wollst und nähren?
Der dir das Leben hat gegeben,
wird auch Unterhalt bescheren.
Er hat ein Hand
voll aller Gaben,
da See und Land
sich muss von laben.
Gib dich zufrieden.
  
8.
Der allen Vöglein in den Wäldern
ihr beschiednes Körnlein weiset,
der Schaf und Rinder in den Feldern
alle Tage tränkt und speiset;
der wird ja auch
dich eingen füllen
und deinen Bauch
zur Notdurft stillen.
Gib dich zufrieden.
  
9.
Sprich nicht: Ich sehe keine Mittel,
wo ich such, ist nichts zum besten,
denn das ist Gottes Ehrentitel,
helfen, wenn die Not am größten.
Wann ich und du
ihn nicht mehr spüren,
so schickt er zu,
uns wohl zu führen
Gib dich zufrieden.
  
10.
Bleibt gleich die Hülf in etwas lange,
wird sie dennoch endlich kommen,
macht dir das Harren angst und bange,
glaube mir, es ist dein Frommen.
Was langsam schleicht,
fasst man gewisser
und was verzeucht,
ist desto süßer.
Gib dich zufrieden.
  
11.
Nimm nicht zu Herzen, was die Rotten
deiner Feinde von dir dichten,
lass sie nur immer weidlich spotten,
Gott wird hören und recht richten;
ist Gott dein Freund
und deiner Sachen,
was kann dein Feind,
der Mensch, groß machen?
Gib dich zufrieden.!
  
12.
Hat er doch selbst auch wohl das Seine,
wann ers sehen könnt und wollte:
wo ist ein Glück, so klar und reine,
dem nicht etwas fehlen sollte?
Wo ist ein Haus,
das könnte sagen:
Ich weiß durchaus
von keinen Pla:gen.
Gib dich zufrieden.
  
13.
Es kann und mag nicht anders werden,
alle Menschen müssen leiden;
was webt und lebet auf der Erden,
kann das Unglück nicht vermeiden
Des Kreuzes Stab
schlägt unsre Lenden
bis in das Grab,
da wird sichs enden.
Gib dich zufrieden.
  
14.
Es ist ein Ruhetag verhanden,
da uns unser Gott wird lösen,
er wird uns reißen aus den Banden
dieses Leibs und allem Bösen.
Es wird einmal
der Tod herspringen
und aus der Qual
uns sämtlich bringen
Gib dich zufrieden
  
15.
Er wird uns bringen zu den Scharen
der Erwählten und Getreuen,
die hier mit Frieden abgefahren,
sich auch nun im Friede freuen;
da sie im Grund,
der nicht kann brechen,
den ewgen Mund
selbst hören sprechen:
Gib dich zufrieden.

Besetzung Continuo
Entstehungszeit 1736
Text Paul Gerhardt 1666
Bemerkungen Schemelli Gesangbuch Nr. 647, NBA Nr. 45, Melodie Jakob Hintze 1670

  Bach Cantata Page
Text provided by Joachim Vogelsänger