BWV 507 | Wo ist mein Schäflein, das ich liebe |
Jesus, der getreueste Hirte: | |
1. |
Wo ist mein Schäflein, das ich liebe, das sich so weit von mir verirrt und selbst aus eigner Schuld verwirrt, darum ich mich so sehr betrübe. Wisst ihrs, ihr Auen und ihr Hecken? So sagt mirs, euren Schöpfer, an, ich will sehn, ob ich's kann erwecken und retten von der Irrebahn. |
2. |
Ach! Schäflein, finde dich doch wieder zu dem, der dich so herzlich liebt und nie was Böses hat verübt an dir, der sich gelassen nieder um dich zu suchen und zu fassen auf seine Achsel sanftiglich, der nimmermehr dich kann verlassen, denn meine Lieb währt ewiglich. |
3. |
Ich kann dich ja nicht länger wissen in solcher Abgeschiedenheit, du läufst itzt hin und her zerstreut und musst die große Freude missen, so andre Schäflein bei mir finden, die nur in meinem Schoße ruhn, da sind sie sicher für den Winden, die ihnen Schaden können tun. |
4. |
Du findest eher keinen Frieden, bis du dich hast in mir versenkt und dein Herz ganz zu mir gelenkt. Ich bin's alleine, der den Müden kann Leben, Kraft, Erquickung geben. So komme doch nur bald herzu. Ach! schone doch dein armes Leben und schaffe deiner Seelen Ruh. |
5. |
Willst du, o armes Lamm, nicht hören, läufst immer weiter weg von mir, ruf ich doch sehnlich für und für, ob du noch wolltest wiederkehren zu deinem Ursprung, deiner Quelle, aus welcher du geflossen bist, die ja so lieblich und so helle von Ewigkeit gewesen ist. |
6. |
Kann dich mein Rufen nicht erweichen, das in der Wüsten laut erschallt und in den Klüften widerhallt, so bist du wohl recht zu vergleichen den harten Felsen und den Steinen, die doch mein Wort zerschmeißen kann Ach! ich muss für Erbarmen weinen, dass du mich nicht willt hören an. Schäflein: |
7. |
Wes ist die Stimme, die ich höre in dieser wilden Wüstenei? Es scheint, als obs ein Hirte sei, er rufet immer: Wiederkehre! Sollt er mich auch wohl etwa meinen? Ich sehe wohl, dass ich verirrt. Nun bin ich krank auf meinen Beinen, ach! hätt ich mich nicht so verirrt! Jesus, der Hirte: |
8. |
Ich will dir keine Ruhe lassen, ich will dich rufen, bis du hörst und dich von Herzen zu mir kehrst. Ach! wie will ich dich doch umfassen und an mein Herz ganz sanfte drücken, in Liebesseilen sollt du gehn, denn wird kein Feind dich mehr berücken, in meinem Schutze sollt du stehn. Schäflein: |
9. |
Ach treuer Hirt! ich komm gelaufen, so gut ich kann, auf dein Geschrei, du musst mich aber machen frei und selber bringen zu dem Haufen der andern Schäflein, die dich kennen, die dich nur ihre Augenlust und allerliebsten Hirten nennen Nun drück mich fest an deine Brust. |
Besetzung | Continuo |
Entstehungszeit | 1736 |
Text | Julia Patientia von Schultt 1701 |
Bemerkungen | Schemelli Gesangbuch Nr. 108, NBA Nr. 6 |
Bach Cantata Page Text provided by Joachim Vogelsänger |