BWV 503 Steh ich bei meinem Gott
  
1.
Steh ich bei meinem Gott
in unverrückten Gnaden,
so kann mir keine Not
an meiner Seelen schaden.
Kommt gleich ein Unfall her,
weiß ich, dass, der ihn sendet,
der ihn zu seiner Ehr
und meinem Besten wendet.
  
2.
Weil unser Arzt uns will
die Wunden gründlich heilen,
pflegt er nicht allzu sehr
mit seiner Kur zu eilen,
er nimmt nicht Öl allein,
die Schmerzen stets zu lindern,
es muss auch scharfer Wein
das wilde Fleisch verhindern.
  
3.
Und wenn auch die Natur
hierüber sich erschüttert
und unter solcher Kur
an allen Gliedern zittert
merkt doch der Geist dabei,
dass Gott durch diese Schmerzen
den Tod in Lieb und Treu
abtreibe von dem Herzen.
  
4.
Er spricht: Ist Ephraim
nicht meine teure Krone?
Ich weiß wohl, was ich ihm,
als meinem lieben Sohne,
vorlängsten zugesagt
es muss mein Herze brechen,
weil ihn der Kummer nagt,
ihm freundlich zuzusprechen.
  
5.
Du bist, mein liebes Kind,
selbst von mir abgewichen
und unter manche Sünd
der Wollust nachgeschlichen;
ich aber habe dir
durch alle Warnungsstufen
mit brünstiger Begier
beweglich zugerufen.
  
6.
Wie oftmal habe ich
auch mitten in der Sünden
dich lassen einen Stich
in dem Gemüt empfinden?
Wie oft hat nach der Tat
die Pein in dem Gewissen
dir einen guten Rat
zur Bessrung geben müssen?
  
7.
Wie oft hast du die Schuld
mir wieder abgebeten,
dass du in meine Huld
aufs neue möchtest treten?
Wie oftmals aber ist
der Bund von dir gebrochen,
weil du mit Heuchlerlist
die Buße hast versprochen?
  
8.
Sollt ich nicht zorniglich
wie Adama dich richten
und wie Zeboim dich
bis auf den Grund zernichten?
Ich hätt es Macht und Recht,
doch muss ich mich des Armen,
der sich als einen Knecht
zu Füßen wirft, erbannen.
  
9.
Und O! wie will ich dir
so viele Lieb erzeigen,
wenn du mit Ernst zu mir
des Herzens Ohr wirst neigen.
Der Himmel selbst ist dein
mit allen Seligkeiten,
wo du wirst tapfer sein,
die Krone zu erstreiten.
  
10.
Dies ist die süße Stimm
des allerliebsten Freundes;
was acht ich nun den Grimm
des argen Seelenfeindes.
Im Glauben fahr ich fort,
die Ehre zu erjagen,
dass ich vor Jesu dort
mög edle Palmen tragen.
  
11.
Und ist Geduld gleich Not,
so will sie der doch geben,
der uns durch seinen Tod
erkaufet hat das Leben
Der hat das Schlangengift
mit seinem Blut vertrieben,
so dass nichts Böses trifft
die, so ihn herzlich lieben.
  
12.
Was uns von außen fehlt,
wird innerlich ersetzet,
weil unsern Geist nicht quält,
was unsern Leib verletzet.
In Armut sind wir reich,
gesund in kranken Tagen,
stets fröhlich, wenn uns gleich
das Trauren scheint zu plagen.
  
13.
Man bringt uns ins Gerücht,
ob uns schon niemand kennet,
uns nimmt das Leben nicht,
was Leib und Seel sonst trennet
und wenn die Vatersrut
uns scheinet gar zu töten,
so wird es eilends gut,
auch mitten in den Nöten.
  
14.
Drum sag ich noch einmal:
Bin ich bei Gott in Gnaden,
kann keine Not noch Qual
mir an der Seele schaden.
Glaub und Gebet und Fleiß
wird endlich das erfüllen,
dass ich mit Dank und Preis
stets ehre Gottes Willen.

Besetzung Continuo
Entstehungszeit 1736
Text Johann Daniel Herrenschmidt 1714
Bemerkungen Schemelli Gesangbuch Nr. 945, NBA Nr. 69

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Text provided by Joachim Vogelsänger