BWV 492 | O finstre Nacht, wenn wirst du doch vergehen? |
1. |
O finstre Nacht, wenn wirst du doch vergehen? Wenn bricht mein Lebenslicht herfür? Wenn werd ich doch von Sünden auferstehen und leben nur allein in dir? Wenn werd ich in Gerechtigkeit dein Antlitz sehen allezeit? Wenn werd ich satt und froh mit Lachen, o Herr! nach deinem Bild erwachen? |
2. |
Ich fühle zwar schon deiner Herrschaft Werke und deiner Auferstehung Kraft, du machest mich zwar in des Glaubens Stärke schon teilhaftig deiner Leidenschaft; dein Geist muss mir zwar täglich sein des Fleisches Kreuzigung und Pein; durch ihn kann ich die Sünde binden und in dem Kämpfen überwinden. |
3. |
Doch ist der Kampf noch nicht ganz ausgekämpfet, der Lauf ist auch noch nicht vollbracht; der Bosheit Feur ist noch nicht ausgedämpfet. Soll nach der schwarzen Sündennacht ein neues volles Licht aufgehen und ich mit Christo auferstehn, soll ich dies Kleinod mit ihm erben, muss ich zuvor auch mit ihm sterben. |
4. |
Darum, mein Geist, sei wacker, wach und streite, fahr immer in der Heilgung fort, vergiss, was rückwärts ist; die große Beute steht noch in ihrem Orte dort. Streck dich darnach, eil nach ihr zu, du findest sonsten doch nicht Ruh, bis du hast diese Kron erstritten und mit dem Herrn den Tod erlitten. |
5. |
O süßer Tod, o lang gehofftes Ende! wenn kommst du doch einmal heran, dass ich den Kampf und Lauf einst gar vollende und völlig überwinden kann? Alsdenn erstirbt der Sünden Gift, wenn ihn das Leben übertrifft; wenn du, mein Licht, wirst ganz aufgehen, so kann die Nacht nicht mehr bestehen. |
6. |
O güldnes Meer! durchbrich doch deine Dämme, komm wie ein' aufgehaltne Flut und alles Fleisch, was lebet, überschwemme, das vor dir immer Böses tut. O Gottes Lamm! dein Blut allein macht uns von allen Sünden rein! Die Kleider, die gewaschen worden hierinnen, trägt dein Priesterorden. |
7. |
Wenn du, mein Licht! mich so wirst überkleiden mit Seiden der Gerechtigkeit, denn werd ich recht auf grüner Aue weiden und in dir haben Ruh und Freud; dann werd ich die geschmückte Braut, die du dir durch dein Blut vertraut, und du bleibst meine stete Wonne, o alles Lichtes Licht und Sonne! |
8. |
Dann werd ich, einen Monden nach dem andern, dir feiern deine Sabbatsruh und in dem heilgen Schmucke willig wandern, zu opfern dir, dem Tempel zu; darin werd ich die Lebensquell in dir, o Licht! sehr klar und hell, kein Schmerz und Tod wird, die dich lieben, alsdenn auch ferner nicht betrüben. |
9. |
Halleluja, so oft ich nur gedenke an diesen meinen Sterbenstag und mein Verlangen dahin gänzlich lenke, für Freuden ich kaum bleiben mag; komm doch, spricht Geist und Braut zu dir, mein Leben, dass ich sterb in mir und in dir wieder auferstehe und in dein Zion mit eingehe. |
10. |
Ja, ja, ich komm! hör ich den Lebensfürsten schon rufen in dem Widerhall: Es trinken, die nach meinem Wasser dürsten, mein Geist macht Odem überall. Ja komm, Herr Jesu, deine Gnad sei bei uns allen früh und spat, lass bei uns bleiben deinen Samen, dass wir nicht können sündgen. Amen! |
Besetzung | Continuo |
Entstehungszeit | 1736 |
Text | Georg Friedrich Breithaupt 1704 |
Bemerkungen | Schemelli Gesangbuch Nr. 891, NBA Nr. 64 |
Bach Cantata Page Text provided by Joachim Vogelsänger |