BWV 462 Gott, wie groß ist deine Güte!
  
1.
Gott, wie groß ist deine Güte!
Die mein Herz auf Erden schmeckt.
Ach! wie labt sich mein Gemüte,
wenn mich Not und Tod erschreckt.
Wenn mich etwas will betrüben,
wenn mich meine Sünde presst,
zeiget sie von deinem Lieben,
das mich nicht verzagen lässt.
Drauf ich mich zufrieden stelle
Und Trotz bieten kann der Hölle.
  
2.
Deine Güte ist mein Leben
und mein allerbestes Teil,
das niemand, als du, kann geben,
du mein auserwähltes Heil.
Alles, was die Welt besitzet,
womit sie zu prangen pflegt,
hat noch keinen nie genützet,
ja wenn mans genau erwägt,
senkt es manchen ins Verderben,
dass er hier und dort muss sterben.
  
3.
Besser macht es deine Güte,
die bewahret Leib und Seel,
denn die erste Lebensblüte
wird bewahret durch dies Öl.
Niemand kann sein Leben fristen,
auch nicht einen Augenblick,
weil wir gleich vergehen müssten,
wo du diese zögst zurück;
niemand kann sich von dem Bösen
sonder deiner Güt erlösen.
  
4.
Darum bitt ich deine Güte,
Deine Gnade und Wundertreu,
o mein Vater! Mich behüte,
dass ich nicht verlassen sei.
Stärke mich in deinem Geiste,
wenn ich werde hingerafft,
und vor allen, was das meiste,
gib mir stets des Glaubens Kraft;
lass mich deine Liebe schmecken,
wenn du mich wirst auferwecken.

Besetzung Continuo
Entstehungszeit 1736
Text Georg Christian Schemelli 1736
Bemerkungen Schemelli Gesangbuch Nr. 360, NBA Nr. 30

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Text provided by Joachim Vogelsänger