BWV 456 | Es glänzet der Christen inwendiges Leben |
1. |
Es glänzet der Christen inwendiges Leben, ob gleich sie von außen die Sonne verbrannt. Was ihnen der König des Himmels gegeben, ist keinen als ihnen nur selber bekannt. Was niemand verspüret, was niemand berühret hat ihre erleuchtete Sinnen gezieret und sie zu der göttlichen Würde geführet. |
2. |
Sie scheinen von außen die schlechtesten Leute, ein Schauspiel der Engel, ein Ekel der Welt, und innerlich sind sie die lieblichsten Bräute, der Zierrat, die Krone, die Jesu gefällt; das Wunder der Zeiten, die hier sich bereiten, den König, der unter den Lilien weidet, zu küssen, in güldenen Stücken gekleidet. |
3. |
Sonst sind sie des Adams natürliche Kinder und tragen das Bilde des Irdischen auch. Sie leiden am Fleische wie andere Sünder, sie essen und trinken nach nötigen Brauch. In leiblichen Sachen, in Schlafen und Wachen sieht man sie für andere nichts sonderlichs machen, nur dass sie die Torheit der Weltlust verlachen. |
4. |
Doch innerlich sind sie aus göttlichem Stamme, die Gott durch sein mächtig Wort selber gezeugt, ein Funke und Flammen aus göttlicher Flamme, die oben Jerusalem freundlich gesäugt. Die Engel sind Brüder, die ihre Loblieder mit ihnen gar freundlich und lieblich absingen, dies muss denn ganz herrlich und prächtig erklingen. |
5. |
Sie wandeln auf Erden und leben im Himmel, sie bleiben ohnmächtig und schützen die Welt. Sie schmecken den Frieden bei allem Getümmel, sie kriegen, die Ärmsten, was ihnen gefällt. Sie stehen im Leiden und bleiben im Freuden, sie scheinen getötet den äußeren Sinnen und führen das Leben des Glaubens von innen. |
6. |
Wenn Christus, ihr Leben, wird offenbar werden Wenn er sich einst, wie er ist, öffentlich stellt, so werden sie mit ihm als Götter der Erden auch herrlich erscheinen zum Wunder der Welt sie werden regieren und ewig florieren den Himmel als prächtige Lichter auszieren, da wird man die Freude gar offenbar spüren. |
7. |
Frohlocke, du Erde, und jauchzet, ihr Hügel, dieweil du den göttlichen Samen geneußt. Denn das ist Jehova sein göttliches Siegel zum Zeugnis, dass er dir noch Segen verheißt. Du sollt noch mit ihnen aufs herrlichste grünen, wenn erst ihr verborgenes Leben erscheinet, wornach sich dein Seufzen mit ihnen vereinet. |
8. |
O Jesu! verborgenes Leben der Seelen, du heimliche Zierde der inneren Welt, gib, dass wir die heimlichen Wege erwählen, wenngleich uns die Larve des Kreuzes verstellt; hier übel genennet und wenig erkennet, hier heimlich mit Christo im Vater gelebet, dort öffentlich mit ihm im Himmel geschwebet. |
Besetzung | Continuo |
Entstehungszeit | 1736 |
Text | Christian Friedrich Richter |
Bemerkungen | Schemelli Gesangbuch Nr. 572, NBA Nr. 40 |
Bach Cantata Page Text provided by Joachim Vogelsänger |