BWV 454 | Ermuntre dich, mein schwacher Geist |
1. |
Ermuntre dich, mein schwacher Geist, und trage groß verlangen, ein kleines Kind, das Vater heißt, mit Freunde zu empfangen. Dies ist die Nacht, darin es kam und menschlich Wesen an sich nahm, dadurch die Welt mit Treuen als seine Braut zu freien. |
2. |
Willkommn, o süßer Bräutigam, du König aller Ehren, willkommn, o Jesu, Gottes Lamm, ich will dein Lob vermehren, ich will dir all mein Leben lang von Herzen sagen Preis und Dank, dass du, da wir verloren, für uns bist Mensch geboren. |
3. |
O großer Gott, wie konnt es sein, dein Himmelreich zu lassen, zu springen in die Welt hinein, da nichts denn Neid und Hassen! Wie konntest du die große Macht, dein Königreich, die Freudenpracht, ja dein erwünschtes Leben, für solche Feind hingeben! |
4. |
Ist doch, Herr Jesu, deine Braut ganz arm und voller Schanden, noch hast du sie dir selbst vertraut am Kreuz in Todesbanden; ist sie doch nichts als Überdrüß, Fluch, Unflat, Tod und Finsternis, noch darfst du ihrentwegen dein Zepter von dir legen. |
5. |
Du Fürst und Herrscher dieser Welt, du Friedenswiederbringer, du kluger Rat und tapfrer Held, du starker Höllenzwinger, wie ist es möglich, dass du dich erniedrigest so jämmerlich, als wärest du im Orden der Bettler Mensch geworden. |
6. |
O großes Werk, o Wundernacht, dergleichen nie gefunden! Du hast den Heiland hergebracht, der alles überwunden, du hast gebracht den starken Mann, der Feur und Wolken zwingen kann, für dem die Himmel zittern und alle Berg erschüttern. |
7. |
O liebes Kind, o süßer Knab, holdselig von Gebärden, mein Bruder, den ich lieber hab, als alle Schätz auf Erden, komm, Schönster, in mein Herz hinein, komm eilend, lass die Krippen sein, komm, komm, ich will beizeiten dein Lager dir bereiten. |
8. |
Sag an, mein Herzensbräutigam, mein Hoffnung, Freud und Leben, mein edler Zweig aus Jakobs Stamm, was soll ich dir doch geben? Ach! nimm von mir Leib, Seel und Geist, ja alles, was Mensch ist und heißt, ich will mich ganz verschreiben, dir ewig treu zu bleiben. |
9. |
Lob, Preis und Dank, Herr Jesu Christ, sei dir von mir gesungen, dass du mein Bruder worden bist und hast die Welt bezwungen; hilf, dass ich deine Gütigkeit stets preis in dieser Gnadenzeit und mög hernach dort oben in Ewigkeit dich loben. |
Besetzung | Continuo |
Entstehungszeit | 1736 |
Text | Johann Rist |
Bemerkungen | Schemelli Gesangbuch Nr. 187, NBA Nr. 12, Melodie Johann Schop 1641 |
Bach Cantata Page Text provided by Joachim Vogelsänger |