BWV 213 Lasst uns sorgen, lasst uns wachen
  Die Wahl des Herkules
Wollust (S), Herkules (A), Tugend (T), Merkur (B)
  
1. Coro
Corno da caccia I/II, Oboe I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Ratschluss der Götter
Lasst uns sorgen, lasst uns wachen
Über unsern Göttersohn.
    Unser Thron
    Wird auf Erden
    Herrlich und verkläret werden,
    Unser Thron Wird aus ihm ein Wunder machen.
  
2. Recitativo A
Continuo
Und wo? Wo ist die rechte Bahn,
Da ich den eingepflanzten Trieb,
Dem Tugend, Glanz und Ruhm und Hoheit lieb,
Zu seinem Ziele bringen kann?
Vernunft, Verstand und Licht
Begehrt, dem allen nachzujagen.
Ihr schlanken Zweige, könnt ihr nicht
Rat oder Weise sagen?
  
3. Aria S
Violino I/II, Viola, Continuo
Schlafe, mein Liebster, und pflege der Ruh,
Folge der Lockung entbrannter Gedanken.
    Schmecke die Lust
    Der lüsternen Brust
    Und erkenne keine Schranken.
  
4. Recitativo S T
Continuo
Sopran
Auf! folge meiner Bahn,
Da ich dich ohne Last und Zwang
Mit sanften Tritten werde leiten.
Die Anmut gehet schon voran,
Die Rosen vor dir auszubreiten.
Verziehe nicht, den so bequemen Gang
Mit Freuden zu erwählen.
Tenor
Wohin, mein Herkules, wohin?
Du wirst des rechten Weges fehlen.
Durch Tugend, Müh und Fleiß
Erhebet sich ein edler Sinn.
Sopran
Wer wählet sich den Schweiß,
Der in Gemächlichkeit
Und scherzender Zufriedenheit
Sich kann sein wahres Heil erwerben?
Tenor
Das heißt: sein wahres Heil verderben.
  
5. Aria A
Oboe d'amore, Continuo
Treues Echo dieser Orten,
Sollt ich bei den Schmeichelworten
Süßer Leitung irrig sein?
Gib mir deine Antwort: Nein!
(Echo) Nein!
Oder sollte das Ermahnen,
Das so mancher Arbeit nah,
Mir die Wege besser bahnen?
Ach! so sage lieber: Ja!
(Echo) Ja!
  
6. Recitativo T
Continuo
Mein hoffnungsvoller Held!
Dem ich ja selbst verwandt
Und angeboren bin,
Komm und erfasse meine Hand
Und höre mein getreues Raten,
Das dir der Väter Ruhm und Taten
Im Spiegel vor die Augen stellt.
Ich fasse dich und fühle schon
Die folgbare und mir geweihte Jugend.
Du bist mein echter Sohn,
Ich deine Zeugerin, die Tugend.
  
7. Aria T
Oboe I, Violino I, Continuo
Auf meinen Flügeln sollst du schweben,
Auf meinem Fittich steigest du
Den Sternen wie ein Adler zu.
    Und durch mich
    Soll dein Glanz und Schimmer sich
    Zur Vollkommenheit erheben.
  
8. Recitativo T
Continuo
Die weiche Wollust locket zwar;
Allein,
Wer kennt nicht die Gefahr,
Die Reich und Helden kränkt,
Wer weiß nicht, o Verführerin,
Dass du vorlängst und künftighin,
So lang es nur den Zeiten denkt,
Von unsrer Götter Schar
Auf ewig musst verstoßen sein?
  
9. Aria A
Violino I, Continuo
Ich will dich nicht hören, ich will dich nicht wissen,
Verworfene Wollust, ich kenne dich nicht.
    Denn die Schlangen,
    So mich wollten wiegend fangen,
    Hab ich schon lange zermalmet, zerrissen.
  
10. Recitativo A T
Continuo
Alt
Geliebte Tugend, du allein
Sollst meine Leiterin
Beständig sein.
Wo du befiehlst, da geh ich hin,
Das will ich mir zur Richtschnur wählen.
Tenor
Und ich will mich mit dir
So fest und so genau vermählen,
Dass ohne dir und mir
Mein Wesen niemand soll erkennen.
beide
Wer will ein solches Bündnis trennen?
  
11. Aria (Duetto) A T
Viola I/II, Continuo
Alt
Ich bin deine,
Tenor
Du bist meine,
beide
Küsse mich,
Ich küsse dich.
Wie Verlobte sich verbinden,
Wie die Lust, die sie empfinden,
Treu und zart und eiferig,
So bin ich.
  
12. Recitativo B
Violino I/II, Viola, Continuo
Schaut, Götter, dieses ist ein Bild
Von Sachsens Kurprinz Friedrichs Jugend!
Der muntern Jahre Lauf
Weckt die Verwunderung schon itzund auf.
So mancher Tritt, so manche Tugend.
Schaut, wie das treue Land mit Freuden angefüllt,
Da es den Flug des jungen Adlers sieht,
Da es den Schmuck der Raute sieht,
Und da sein hoffnungsvoller Prinz
Der allgemeinen Freude blüht.
Schaut aber auch der Musen frohe Reihen
Und hört ihr singendes Erfreuen:
  
13. Coro e Arioso B
Corno I/II, Oboe I/II, Violino I/II, Viola, Continuo
Chor der Musen
Lust der Völker, Lust der Deinen,
Blühe, holder Friederich!
Bass
Deiner Tugend Würdigkeit
Stehet schon der Glanz bereit,
Und die Zeit
Ist begierig zu erscheinen:
Eile, mein Friedrich, sie wartet auf dich.

Besetzung Soli: S A T B, Coro: S A T B, Corno da caccia I/II, Oboe d'amore, Oboe I/II, Violino I/II, Viola I/II, Continuo
Entstehungszeit 5. September 1733
Text Christian Friedrich Henrici 1737
Diskussion Aryeh Oron Julian Mincham

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Created by Walter F. Bischof