BWV 210 | O holder Tag, erwünschte Zeit |
1. Recitativo S Violino I/II, Viola, Continuo |
O holder Tag, erwünschte Zeit, Willkommen, frohe Stunden! Ihr bringt ein Fest, das uns erfreut. Weg, Schwermut, weg, weg, Traurigkeit! Der Himmel, welcher vor uns wachet, Hat euch zu unsrer Lust gemachet: Drum lasst uns fröhlich sein! Wir sind von Gott darzu verbunden, Uns mit den Frohen zu erfreun. |
2. Aria S Oboe d'amore, Violino I/II, Viola, Continuo |
Spielet, ihr beseelten Lieder, Werfet die entzückte Brust In die Ohnmacht sanfte nieder! Aber durch der Saiten Lust Stärket und erholt sie wieder! |
3. Recitativo S Continuo |
Doch, haltet ein, Ihr muntern Saiten; Denn bei verliebten Eheleuten Soll's stille sein. Ihr harmoniert nicht mit der Liebe; Denn eure angebornen Triebe Verleiten uns zur Eitelkeit, Und dieses schickt sich nicht zur Zeit. Ein frommes Ehepaar Will lieber zu dem Dankaltar Mit dem Gemüte treten Und ein beseeltes Abba beten; Es ist vielmehr im Geist bemüht Und dichtet in der Brust ein angenehmes Lied. |
4. Aria S Oboe d'amore, Violino, Continuo |
Ruhet hie, matte Töne, Matte Töne, ruhet hie! Eure zarte Harmonie Ist vor die beglückte Eh' Nicht die wahre Panacee. |
5. Recitativo S Continuo |
So glaubt man denn, dass die Musik verführe Und gar nicht mit der Liebe harmoniere? O nein! Wer wollte denn nicht ihren Wert betrachten, Auf den so hohe Gönner achten? Gewiss, die gütige Natur Zieht uns von ihr auf eine höhre Spur. Sie ist der Liebe gleich, ein großes Himmelskind, Nur, dass sie nicht, als wie die Liebe, blind. Sie schleicht in alle Herzen ein Und kann bei Hoh' und Niedern sein. Sie lockt den Sinn Zum Himmel hin Und kann verliebten Seelen Des Höchsten Ruhm erzählen. Ja, heißt die Liebe sonst weit stärker als der Tod, Wer leugnet? die Musik stärkt uns in Todes Not. O wundervolles Spiel! Dich, dich verehrt man viel. Doch, was erklingt dort vor ein Klagelied, Das den geschwinden Ton beliebter Saiten flieht? |
6. Aria S Flauto traverso, Continuo |
Schweigt, ihr Flöten, schweigt, ihr Töne, Denn ihr klingt dem Neid nicht schöne, Eilt durch die geschwärzte Luft, Bis man euch zu Grabe ruft! |
7. Recitativo S Continuo |
Was Luft? was Grab? Soll die Musik verderben, Die uns so großen Nutzen gab? Soll so ein Himmelskind ersterben, Und zwar für eine Höllenbrut? O nein! Das kann nicht sein. Drum auf, erfrische deinen Mut! Die Liebe kann vergnügte Saiten Gar wohl vor ihrem Throne leiden. Indessen lass dich nur den blassen Neid verlachen, Was wird sich dein Gesang aus Satans Kindern machen? Genug, dass dich der Himmel schützt, Wenn sich ein Feind auf dich erhitzt. Getrost, es leben noch Patronen, Die gern bei deiner Anmut wohnen. Und einen solchen Mäzenat Sollst du auch itzo in der Tat An seinem Hochzeitfest verehren. Wohlan, lass deine Stimme hören! |
8. Aria S Oboe d'amore, Violino I/II, Continuo |
Großer Gönner, dein Vergnügen Muss auch unsern Klang besiegen, Denn du verehrst uns deine Gunst. Unter deinen Weisheitsschätzen Kann dich nichts so sehr ergötzen Als der süßen Töne Kunst. |
9. Recitativo S Flauto traverso, Oboe d'amore, Violino I/II, Viola, Continuo |
Hochteurer Mann, so fahre ferner fort, Der edlen Harmonie wie itzt geneigt zu bleiben; So wird sie dir dereinst die Traurigkeit vertreiben. So wird an manchem Ort Dein wohlverdientes Lob erschallen. Dein Ruhm wird wie ein Demantstein, Ja wie ein fester Stahl beständig sein, Bis dass er in der ganzen Welt erklinge. Indessen gönne mir, Dass ich bei deiner Hochzeit Freude Ein wünschend Opfer zubereite Und nach Gebühr Dein künftig Glück und Wohl besinge. |
10. Aria S Flauto traverso, Oboe d'amore, Violino I/II, Viola, Continuo |
Seid beglückt, edle beide, Edle beide, seid beglückt! Beständige Lust Erfülle die Wohnung, vergnüge die Brust, Bis dass euch die Hochzeit des Lammes erquickt. |
Besetzung | Solo: S, Flauto traverso, Oboe d'amore, Violino I/II, Viola, Violone, Continuo |
Entstehungszeit | vermutlich zwischen 1740 und 1750 |
Text | unbekannter Dichter |
Anlass | Trauung |
Diskussion | Aryeh Oron Julian Mincham |
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