BWV 206 | Schleicht, spielende Wellen, und murmelt gelinde! |
Pleiße (S), Donau (A), Elbe (T), Weichsel (B) | |
1. Coro Tromba I-III, Tamburi, Flauto traverso I/II, Oboe I/II, Violino I/II, Viola, Continuo |
Schleicht, spielende Wellen, und murmelt gelinde! Nein, rauschet geschwinde, Dass Ufer und Klippe zum öftern erklingt! Die Freude, die unsere Fluten erreget, Die jegliche Welle zum Rauschen beweget, Durchreißet die Dämme, Worein sie Verwundrung und Schüchternheit zwingt. |
2. Recitativo B Continuo |
O glückliche Veränderung! Mein Fluss, der neulich dem Cocytus gliche, Weil er von toten Leichen Und ganz zerstückten Körpern langsam schliche, Wird nun nicht dem Alpheus weichen, Der das gesegnete Arkadien benetzte. Des Rostes mürber Zahn Frisst die verworfnen Waffen an, Die jüngst des Himmels harter Schluss Auf meiner Völker Nacken wetzte. Wer bringt mir aber dieses Glücke? August, Der Untertanen Lust, Der Schutzgott seiner Lande, Vor dessen Szepter ich mich bücke, Und dessen Huld für mich alleine wacht, Bringt dieses Werk zustande. Drum singt ein jeder, der mein Wasser trinkt: |
3. Aria B Violino I/II, Viola, Continuo |
Schleuß des Janustempels Türen, Unsre Herzen öffnen wir. Nächst den dir getanen Schwüren Treibt allein, Herr, deine Güte Unser reuiges Gemüte Zum Gehorsam gegen dir. |
4. Recitativo e Arioso T Continuo |
So recht! beglückter Weichselstrom! Dein Schluss ist lobenswert, Wenn deine Treue nur mit meinen Wünschen stimmt, Und nicht etwann mir gar den König nimmt. Geborgt ist nicht geschenkt: Du hast den gütigsten August von mir begehrt, Des holde Mienen Das Bild des großen Vaters weisen, Den hab ich dir geliehn, Verehren und bewundern sollst du ihn, Nicht gar aus meinem Schoß und Armen reißen. Dies schwör ich, O Herr! bei deines Vaters Asche, Bei deinen Siegs- und Ehrenbühnen. Eh sollen meine Wasser sich Noch mit dem reichen Ganges mischen Und ihren Ursprung nicht mehr wissen. Eh soll der Malabar An meinen Ufern fischen, Eh ich will ganz und gar Dich, teuerster Augustus, missen. |
5. Aria T Violino solo, Continuo |
Jede Woge meiner Wellen Ruft das goldne Wort August! Seht, Tritonen, muntre Söhne, Wie von nie gespürter Lust Meines Reiches Fluten schwellen, Wenn in dem Zurückeprallen Dieses Namens süße Töne Hundertfältig widerschallen. |
6. Recitativo A Continuo |
Ich nehm zugleich an deiner Freude teil, Betagter Vater vieler Flüsse! Denn wisse, Dass ich ein großes Recht auch mit an deinem Helden habe. Zwar blick ich nicht dein Heil, So dir dein Salomo gebiert, Mit scheelen Augen an, Weil Karlens Hand, Des Himmels seltne Gabe, Bei uns den Reichsstab führt. Wem aber ist wohl unbekannt, Wie noch die Wurzel jener Lust, Die deinem gütigsten Trajan Von dem Genuss der holden Josephine Allein bewusst, An meinen Ufern grüne? |
7. Aria A Oboe d'amore I/II, Continuo |
Reis von Habsburgs hohem Stamme, Deiner Tugend helle Flamme Kennt, bewundert, rühmt mein Strand. Du stammst von den Lorbeerzweigen, Drum muss deiner Ehe Band Auch den fruchtbarn Lorbeern gleichen. |
8. Recitativo S Continuo |
Verzeiht, Bemooste Häupter starker Ströme, Wenn eine Nymphe euren Streit Und euer Reden störet. Der Streit ist ganz gerecht, Die Sache groß und kostbar, die ihn nähret. Mir ist ja wohl Lust Annoch bewusst, Und meiner Nymphen frohes Scherzen, So wir bei unsers Siegeshelden Ankunft spürten, Der da verdient, Dass alle Untertanen ihre Herzen, Denn Hekatomben sind zu schlecht, Ihm her zu einem Opfer führten. Doch hört, was sich mein Mund erkühnt, Euch vorzusagen: Du, dessen Flut der Inn und Lech vermehren, Du sollt mit uns dies Königspaar verehren, Doch uns dasselbe gänzlich überlassen. Ihr beiden andern sollt euch brüderlich vertragen Und, müßt ihr diese doppelte Regierungssonne Auf eine Zeit, doch wechselsweis, entbehren, Euch in Geduld und Hoffnung fassen. |
9. Aria S Flauto traverso I-III, Continuo |
Hört doch! der sanften Flöten Chor Erfreut die Brust, ergötzt das Ohr. Der unzertrennten Eintracht Stärke Macht diese nette Harmonie Und tut noch größre Wunderwerke, Dies merkt und stimmt doch auch wie sie! |
10. Recitativo B T A S Violino I/II, Viola, Continuo |
Bass Ich muss, ich will gehorsam sein. Tenor Mir geht die Trennung bitter ein, Doch meines Königs Wink gebietet meinen Willen. Alt Und ich bin fertig, euren Wunsch, So viel mir möglich, zu erfüllen. Sopran So krönt die Eintracht euren Schluss. Doch schaut, Wie kommt's, dass man an eueren Gestaden So viel Altäre heute baut? Was soll das Tanzen der Najaden? Ach! irr ich nicht, So sieht man heut das längst gewünschte Licht In frohem Glanze glühen, Das unsre Lust, Den gütigsten August, Der Welt und uns geliehen. Ei! nun wohlan! Da uns Gelegenheit und Zeit Die Hände beut, So stimmt mit mir noch einmal an: |
11. Coro Tromba I-III, Tamburi, Flauto traverso I/II, Oboe I/II, Violino I/II, Viola, Continuo |
Die himmlische Vorsicht der ewigen Güte Beschirme dein Leben, durchlauchter August! So viel sich nur Tropfen in heutigen Stunden In unsern bemoosten Kanälen befunden, Umfange beständig dein hohes Gemüte Vergnügen und Lust! |
Besetzung | Soli: S A T B, Coro: S A T B, Tromba I-III, Tamburi, Flauto traverso I-III, Oboe I/II, Oboe d'amore I/II, Violino I/II, Viola, Continuo |
Entstehungszeit | unbekannt |
Text | unbekannter Dichter |
Anlass | Geburtsfest von König August III. |
Diskussion | Aryeh Oron Julian Mincham |
Bach Cantata Page Created by Walter F. Bischof |