BWV 162 Ach! ich sehe, itzt, da ich zur Hochzeit gehe
  
1. Aria B
Corno da tirarsi, Violino I/II, Viola, Fagotto, Continuo
Ach! ich sehe,
Itzt, da ich zur Hochzeit gehe,
Wohl und Wehe.
Seelengift und Lebensbrot,
Himmel, Hölle, Leben, Tod,
Himmelsglanz und Höllenflammen
Sind beisammen.
Jesu, hilf, dass ich bestehe!
  
2. Recitativo T
Continuo
O großes Hochzeitfest,
Darzu der Himmelskönig
Die Menschen rufen lässt!
Ist denn die arme Braut,
Die menschliche Natur, nicht viel zu schlecht und wenig,
Dass sich mit ihr der Sohn des Höchsten traut?
O großes Hochzeitfest,
Wie ist das Fleisch zu solcher Ehre kommen,
Dass Gottes Sohn
Es hat auf ewig angenommen?
Der Himmel ist sein Thron,
Die Erde dient zum Schemel seinen Füßen,
Noch will er diese Welt
Als Braut und Liebste küssen!
Das Hochzeitmahl ist angestellt,
Das Mastvieh ist geschlachtet;
Wie herrlich ist doch alles zubereitet!
Wie selig ist, den hier der Glaube leitet,
Und wie verflucht ist doch, der dieses Mahl verachtet!
  
3. Aria S
Continuo
Jesu, Brunnquell aller Gnaden,
Labe mich elenden Gast,
Weil du mich berufen hast!
Ich bin matt, schwach und beladen,
Ach! erquicke meine Seele,
Ach! wie hungert mich nach dir!
Lebensbrot, das ich erwähle,
Komm, vereine dich mit mir!
  
4. Recitativo A
Continuo
Mein Jesu, lass mich nicht
Zur Hochzeit unbekleidet kommen,
Dass mich nicht treu dein Gericht;
Mit Schrecken hab ich ja vernommen,
Wie du den kühnen Hochzeitgast,
Der ohne Kleid erschienen,
Verworfen und verdammet hast!
Ich weiß auch mein Unwürdigkeit:
Ach! schenke mir des Glaubens Hochzeitkleid;
Lass dein Verdienst zu meinem Schmucke dienen!
Gib mir zum Hochzeitkleide
Den Rock des Heils, der Unschuld weiße Seide!
Ach! lass dein Blut, den hohen Purpur, decken
Den alten Adamsrock und seine Lasterflecken,
So werd ich schön und rein
Und dir willkommen sein,
So werd ich würdiglich das Mahl des Lammes schmecken.
  
5. Aria (Duetto) A T
Continuo
In meinem Gott bin ich erfreut!
Die Liebesmacht hat ihn bewogen,
Dass er mir in der Gnadenzeit
Aus lauter Huld hat angezogen
Die Kleider der Gerechtigkeit.
Ich weiß, er wird nach diesem Leben
Der Ehre weißes Kleid
Mir auch im Himmel geben.
  
6. Choral
Corno da tirarsi e Violino I col Soprano, Violino II coll' Alto, Viola col Tenore, Continuo
Ach, ich habe schon erblicket
Diese große Herrlichkeit.
Itzund werd ich schön geschmücket
Mit dem weißen Himmelskleid;
Mit der güldnen Ehrenkrone
Steh ich da für Gottes Throne,
Schaue solche Freude an,
Die kein Ende nehmen kann.

Besetzung Soli: S A T B, Coro: S A T B, Corno da tirarsi, Violino I/II, Viola, Fagotto, Continuo
Entstehungszeit 3. November 1715
Text Salomo Franck 1715; 6: Johann Rosenmüller 1652
Anlass 20. Sonntag nach Trinitatis
Diskussion Aryeh Oron Julian Mincham

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Created by Walter F. Bischof