BWV 247 Markuspassion
  Musik verschollen
  
  Erster Teil
  
1. Coro
Geh, Jesu, geh zu Deiner Pein!
Ich will so lange Dich beweinen,
Bis mir Dein Trost wird wieder scheinen,
Da ich versöhnet werde sein.
  
2a. Evangelist
Und nach zween Tagen war Ostern, und die Tage der süßen Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit Listen ergriffen und töteten. Sie sprachen aber:
  
2b. Coro
Ja nicht auf das Fest, dass nicht ein Aufruhr im Volk werde.
  
2c. Evangelist
Und da er in Bethanien war, in Simonis, des Aussätzigen Hause, und saß zu Tische, da kam ein Weib, die hatte ein Glas mit ungefälschtem und köstlichem Narden-Wasser: und sie zerbrach das Glas, und goss es auf sein Haupt. Da waren etliche, die wurden unwillig, und sprachen:
  
2d. Coro
Was soll doch dieser Unrat? Man könnte das Wasser mehr denn um dreihundert Groschen verkauft haben, und dasselbe den Armen geben.
  
2e. Evangelist
Und murreten über sie.
  
3. Choral
Sie stellen uns wie Ketzern nach,
Nach unserm Blut sie trachten,
Noch rühmen sie sich Christen auch,
Die Gott allein groß achten.
Ach Gott! Der teure Name Dein,
Muss ihrer Schalkheit Deckel sein,
Du wirst einmal aufwachen.
  
4a. Evangelist
Jesus aber sprach:
  
4b. Jesus
Lasset sie zufrieden; was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit! Sie hat getan, was sie konnte; sie ist zuvor gekommen, meinen Leichnam zu salben zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat.
  
4c. Evangelist
Und Judas Ischariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, dass er ihn verriete. Da sie das höreten, wurden sie froh, und verhießen ihm das Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn füglich verriete.
  
5. Choral
Mir hat die Welt trüglich gericht,
Mit Lügen und mit falschen G'dicht,
Viel Netz und heimlich Stricke.
Herr nimm mein wahr,
In dieser G'fahr,
B'hüt mich vor falschen Tücken.
  
6a. Evangelist
Und am ersten Tage der süßen Brote, da man das Osterlamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm:
  
6b. Coro
Wo willst du, dass wir hingehen, und bereiten, dass du das Osterlamm essest?
  
6c. Evangelist
Und er sandte seiner Jünger zween, und sprach zu ihnen:
  
6d. Jesus
Gehet hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser, folget ihm nach, und wo er eingehet, da sprecht zu dem Hauswirt: der Meister lässt dir sagen: Wo ist das Gasthaus, darin ich das Osterlamm esse mit meinen Jüngern? Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der gepflastert und bereitet ist, daselbst richtet für uns zu.
  
6e. Evangelist
Und die Jünger gingen aus, und kamen in die Stadt, und funden, wie wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Osterlamm. Am Abend aber kam er mit den Zwölfen. Und als sie zu Tische saßen, und aßen, sprach Jesus:
  
6f. Jesus
Wahrlich, ich sage euch, der mit mir isset, wird mich verraten.
  
6g. Evangelist
Und sie wurden traurig, und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich's: Und der andere:
  
6h. Alterus
Bin ich's?
  
7. Choral
Ich, ich und meine Sünden,
Die sich wie Körnlein finden
Des Sandes an dem Meer.
Die haben Dir erreget
Das Elend, das Dich schläget,
Und das betrübte Marter-Heer.
  
8a. Evangelist
Er antwortete und sprach zu ihnen:
  
8b. Jesus
Einer aus den Zwölfen, der mit mir in die Schüssel tauchet. Zwar des Menschen Sohn gehet hin, wie von ihm geschrieben stehet. Wehe aber dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird: es wäre demselben Menschen besser, dass er nie geboren wäre.
  
8c. Evangelist
Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's, und gab's ihnen und sprach:
  
8d. Jesus
Nehmet, esset, das ist mein Leib.
  
8e. Evangelist
Und nahm den Kelch, und dankte, und gab ihnen den; und sie trunken alle daraus. Und er sprach zu ihnen:
  
8f. Jesus
Das ist mein Blut des Neuen Testaments, das für viele vergosen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächse des Weinstocks, bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes.
  
9. Aria
Mein Heiland, Dich vergess ich nicht,
Ich hab Dich in mich verschlossen,
Und Deinen Leib und Blut genossen,
Und meinen Trost auf Dich gericht'.
  
10a. Evangelist
Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. Und Jesus sprach zu ihnen:
  
10b. Jesus
Ihr werdet Euch in dieser Nacht alle an mir ärgern. Denn es stehet geschrieben: ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich verstreuen. Aber nachdem ich auferstehe, will ich vor Euch hingehen in Galiläam.
  
11. Choral
Wach auf, oh Mensch, vom Sünden-Schlaf
Ermuntre Dich, verlorenes Schaf,
Und bessre bald Dein Leben!
Wach auf, es ist doch hohe Zeit,
Es kommt heran die Ewigkeit,
Dir Deinen Lohn zu geben.
Vielleicht ist heut der letzte,
Wer weiß noch, wie man sterben mag.
  
12a. Evangelist
Petrus aber saget zu ihm:
  
12b. Petrus
Und wenn sie sich alle ärgerten, so wollte ich doch mich nicht ärgern.
  
12c. Evangelist
Und Jesus sprach zu ihm:
  
12d. Jesus
Wahrlich, ich sage Dir, heute in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal krähet, wirst Du mich dreimal verleugnen.
  
12e. Evangelist
Der redet aber noch weiter:
  
12f. Petrus
Ja, wenn ich mit Dir auch sterben müßte, wollt ich Dich nicht verleugnen.
  
12g. Evangelist
Dasselbe gleichen sagten sie alle. Und sie kamen zu dem Hofe, mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern:
  
12h. Jesus
Setzet Euch hier, bis ich hingehe, und bete.
  
12i. Evangelist
Und nahm zu sich Petrum, und Jacobum, und Johannem; und fing an zu zittern und zu zagen, und sprach:
  
12j. Jesus
Meine Seele ist betrübt bis in den Tod, enthaltet euch hier, und wachet.
  
13. Choral
Betrübtes Herz, sei wohlgemut,
Tu nicht sogar verzagen.
Es wird noch werden alles gut,
All dein Kreuz, Not und Klagen
Wirid sich in lauter Fröhlichkeit
Verwandeln in gar kurzer Zeit,
das wirst du wohl erfahren
  
14a. Evangelist
Und ging ein wenig fürbass, fiel auf die Erde, und betete, dass so es möglich wäre, die Stunde vorüberginge, und sprach:
  
14b. Jesus
Abba, mein Vater, es ist Dir alles möglich, überhebe mich dieses Kelchs. Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst.
  
15. Choral
Mach's mit mir Gott nach Deiner Güt,
Hilf mir in meinem Leiden,
Was ich Dich bitt, versag mich nicht,
Wenn sich mein Seel soll scheiden.
So nimm sie, Herr, in Deine Händ,
Ist alles gut, wenn gut das End.
  
16a. Evangelist
Und kam, und fand sie schlafend. Und sprach zu Petrus:
  
16b. Jesus
Simon, schläfest Du? Vermöchtest Du denn nicht eine Stunde zu wachen? Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
  
16c. Evangelist
Und ging wieder hin, und sprach dieselben Worte. Und kam wieder, und fand sie abermal schlafend, und ihre Augen waren voll Schlafs, und wussten nicht, was sie ihm antworteten. Und er kam zum drittenmal und sprach zu ihnen:
  
16d. Jesus
Ach wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug, die Stunde ist kommen. Siehe, des Menschen Sohn wird überantwortet in der Sünder Hände. Stehet auf, lasst uns gehen. Siehe, der mich verrät, ist nahe.
  
17. Aria S
Er kommt, er kommt, er ist vorhanden!
Mein Jesu, Ach! Er suchet Dich,
Entfliehe doch, und lasse mich
Mein Heil, statt Deiner in den Banden.
  
18a. Evangelist
Und alsbald, da er noch redet, kam herzu Judas, der Zwölfen einer, und eine große Schar mit ihm, mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben, und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's, den greifet, und führet ihn gewiss. Und da er kam, trat er bald zu ihm, und sprach zu ihm:
  
18b. Judas
Rabbi, Rabbi.
  
18c. Evangelist
Und küsset ihn.
  
19. Aria
Falsche Welt, dein schmeichelnd Küssen,
Ist der frommen Seelen Gift.
Deine Zungen sind voll Stechen,
Und die Worte, die sie prechen,
Sind zu Fallen angestift.
  
20a. Evangelist
Die aber legten ihre Hände an ihn, und griffen ihn. Einer aber von denen, die dabei stunden, zog sein Schwert aus, und schlug des Hohenpriesters Knecht, und hieb ihm ein Ohr ab. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen:
  
20b. Jesus
Ihr seid ausgegangen, als zu einem Mörder, mit Schwerden und mit Stangen, mich zu fassen. Ich bin täglich im Tempel bei Euch gesessen, und habe gelehret, und ihr habt mich nicht gegriffen. Aber auf dass die Schrift erfüllet werde.
  
21. Choral
Jesu, ohne Missetat,
Im Garten Vorhanden,
Da man dich gebunden hat
Fest mit harten Banden.
Wenn uns will der böse Feind
Mit der Sünde binden,
So lass uns, oh Menschenfreund!
Dadurch Lösung finden.
  
22. Evangelist
Und die Jünger verließen ihn alle, und flohen. Und es war ein Jüngling, der folgete ihm nach; der war mit Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut; und diesen Jüngling griffen sie. Er aber ließ den Leinwand fahren und flohe nackt von ihnen.
  
23. Choral
Ich will hier bei Dir stehen,
Verlasse mich doch nicht,
Von Dir will ich nicht gehn,
Wenn Dir Dein Herze bricht,
Wenn Dein Haupt wird erblassen
Im letzten Todesstoß,
alsdann will Dich fassen
in meinen Arm und Schoß.
  
  Zweiter Teil
  
24. Aria T
Mein Tröster ist nicht mehr bei mir, mein Jesu, soll ich
Dich verlieren, und zum Verderben sehen führen?
Das kömmt der Seele schmerzlich für.
Der Unschuld, welche nichts verbrochen,
Dem Lamm, das ohne Missetat
Wird in dem ungerechten Rat
Ein Todesurteil zugesprochen.
  
25a. Evangelist
Und sie führtetn Jesum zu den Hohenpriestern und Ältesten und Schriftgelehrten. Petrus aber folgete ihm nach von ferne, bis hinein in des Hohenpriesters Palast; und saß bei den Knechten, und wärmte sich bei dem Licht. Aber die Hohenpriester und der ganze Rat suchten Zeugnis wider Jesum und funden nichts. Viel gaben falsches Zeugnis wider Jesum, aber ihr Zeugnis stimmete nicht überein. Und etliche stunden auf, und gaben falsches Zeugnis wider ihn, und sprachen:
  
25b. Zeugen Coro
Wir haben gehöret, dass er saget: Ich will den Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in dreien Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist.
  
25c. Evangelist
Aber ihr Zeugnis stimmete noch nicht überein.
  
26. Choral
Was Menschen Kraft und Witz anfässt,
Soll und billig nicht schrecken,
Er sitzet an der höchsten Stätt,
Er wird ihr'n Rat aufdecken.
Wenn sie aufs klügste greifen an,
So geht doch Gott ein andre Bahn,
Es steht in seinen Händen.
  
27a. Evangelist
Und der Hohepriester stund unter ihnen auf, und fragte Jesum; und sprach:
  
27b. Hohepriester
Antwortest Du nichts zu dem, was diese wider Dich zeugen?
  
27c. Evangelist
Er aber schwieg stille, und antwortete nichts.
  
28. Choral
Befiehl Du Deine Wege,
Und was Dein Herze kränkt,
Der allertreusten Pflege,
Des, der den Himmel lenkt,
Der Wolken, Luft und Winden,
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da Dein Fuß gehen kann.
  
29a. Evangelist
Da fraget ihn der Hohepriester abermal und sprach zu ihm:
  
29b. Hohepriester
Bist Du Christus, der Sohn des Hochgelobten?
  
29c. Evangelist
Jesus sprach:
  
29d. Jesus
Ich bin's. Und ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft, und kommen auf des Himmels Wolken.
  
29e. Evangelist
Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach:
  
29f. Hohepriester
Was dürfen wir weiter Zeugen? Ihr habt gehört die Gortteslästerung. Was dünket Euch?
  
29g. Evangelist
Sie aber verdammten ihn alle, dass er des Todes schuldig wäre. Da fingen an etliche ihn zu verspeien, und mit Fäusten zu schlagen, umd zu ihm zu sagen:
  
29h. Coro
Weissage uns!
  
29i. Evangelist
Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht.
  
30. Choral
Du edles Angesichtre,
Dafür sonst schrickt und scheut
Das große Weltgerichte,
Wie bist Du so bespeit,
Wie bist Du so erbleichet,
Wer hat Dein Augenlicht,
Dem sonst kein Licht nicht gleichet,
So schändlich zugericht?
  
31a. Evangelist
Und Petrus war da nieder in dem Palast, da kam des Hohenpriesters Mägde eine. Und da sie sahe Petrum sich wärmen, schauet sie ihn an, und sprach:
  
31b. Ancilla
Und du warest auch mit Jesum von Nazareth.
  
31c. Evangelist
Er leugnete aber und sprach:
  
31d. Petrus
Ich kenne ihn nicht, weiß auch nicht, was du sagest.
  
31e. Evangelist
Und er ging hinaus in den Vorhof; und der Hahn krähet. Und die Magd sahe ihn, und hub abermal an zu sagen zu denen, die dabei stunden:
  
31f. Ancilla
Dieser ist der einer.
  
31g. Evangelist
Und er leugnete abermal. Und nach einer kleinen Weile sprachen abermal zu Petro, die dabei stunden:
  
31h. Coro
Wahrlich, du bist der einer; denn du bist ein Galiläer, und deine Sprache lautet gleich also.
  
31i. Evangelist
Er aber fing an sich zu verfluchen und zu schwören.
  
31j. Petrus
Ich kenne des Menschen nicht, von dem ihr redet.
  
31k. Evangelist
Und der Hahn krähet zum andernmal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm saget: Ehe der Hahn zweimal krähet, wirst Du mich dreimal verleugnen. Und er hub an zu weinen.
  
32. Choral
Herr, ich habe missgehandelt,
Ja mich, drückt der Sünden Last,
Ich bin nicht den Weg gewandelt,
Den Du mir gezeiget hast.
Und jetzt wollt ich gern aus Schrecken
Mich vor Deinem Zorn verstecken.
  
33a. Evangelist
Und bald am Morgen hielten die Hohenpriester einen Rat mit den Ältesten und Schriftgelehrten, dazu der ganze Rat, und banden Jesum, und führeten ihn hin, und überantworteten ihn Pilato. Und Pilatus fraget ihn:
  
33b. Pilatus
Bist Du der König der Juden.
  
33c. Evangelist
Er antwortete und sprach:
  
33d. Jesus
Du sagest's.
  
33e. Evangelist
Und die Hohenpriester beschuldigten ihn hart. Pilatus aber fragte ihn abermals, und sprach:
  
33f. Pilatus
Antwortest Du nichts? Siehe, wie hart sie Dich verklagen.
  
33g. Evangelist
Jesus aber antwortete nichts mehr, also, dass sich auch Pilatus verwunderte. Er pflegte aber, ihnen auf das Osterfest einen Gefangenen los zu geben, welchen sie begehrten. Es war aber einer, genannt Barrabas, gefangen mit den Aufrührerischen die im Aufruhr einen Mord begangen hatten. Und das Volk ging hinauf, und bat, dass er tät, wie er pfleget. Pilatus aber antwortet ihnen:
  
33h. Pilatus
Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden losgebe?
  
33i. Evangelist
Denn er wusste, dass ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten. Aber die Hohenpriester reizeten das Volk, dass er ihnen viel lieber Barrabam losgebe. Pilatus aber antwortet wiederum, und sprach:
  
33j. Pilatus
Was wollt ihr denn, dass ich dem tue, den ihr schuldiget, er sei der König der Juden?
  
33k. Evangelist
Sie schrien abermals:
  
33l. Coro
Kreuzige ihn!
  
33m. Evangelist
Pilatus aber sprach zu ihnen:
  
33n. Pilatus
Was hat er denn Übels getan?
  
33o. Evangelist
Aber sie schrien noch viel mehr:
  
33p. Coro
Kreuzige ihn!
  
34. Aria
Angenehmes Mordgeschrei!
Jesus soll am Kreuze sterben,
Nur damit ich vom Verderben
Der verdammten Seelen frei,
Damit mir Kreuz und Leiden,
Sanfte zu ertragen sei.
  
35a. Evangelist
Pilatus aber gedachte dem Volk genug zu tun, und gab ihnen Barrabam los; und überantwortet ihnen Jesum, dass er gegeißelt und gekreuzigt würde. Die Kriegsknechte aber führeten ihn hinein in das Richthaus, und riefen zusammen die ganze Schar; und zogen ihm ein Purpur an, und flochten eine Dornenkrone, und setzten sie ihm auf. Und fingen an zu grüßen:
  
35b. Coro
Gegrüßet seist Du, der Juden König!
  
35c. Evangelist
Und schlugen ihm das Haupt mit dem Rohr, und verspeieten ihn, und fielen auf die Knie, und beteten ihn an.
  
36. Choral
Man hat Dich sehr hart verhöhnet
Dich mit großem Schimpf belegt
Und mit Dornen gar gekrönet:
Was hat Dich dazu bewegt?
Dass Du möchtest mich ergötzen,
Mir die Ehrenkron aufsetzen.
Tausendmal, tausendmal sei Dir,
Liebster Jesu, Dank dafür.
  
37. Evangelist
Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur aus, und legten ihm seine eigenen Kleider an, und führeten ihn hinaus, dass sie ihn kreuzigten. Und zwangen einen, der vorüberging, mit Namen Simon von Cyrene, der vom Felde kam (der ein Vater war, Alexandri und Ruffi), dass er ihm das Kreuz nachtrüge. Und sie brachten ihn an die Stätte Golgatha, das ist verdolmetscht Schädelstätt'. Und sie gaben ihm Myrrhen im Wein zu trinken, und er nahm's nicht zu sich. Und da sie ihn gekreuziget hatten, teilten sie seine Kleider, und warfen das Los darüber, welcher was überkäme.
  
38. Choral
Das Wort sie sollen lassen stahn,
Und keinen Dank dazu haben:
Er ist bei uns wohl auf dem Plan
Mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie uns den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib,
Lass fahren dahin,
Sie haben's kein Gewinn,
Das Reich Gotts muss uns bleiben.
  
39a. Evangelist
Und es war um die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten: Und es war oben über ihn geschrieben, was man ihm Schuld gab, nämlich ein "König der Juden". Und sie kreuzigten mit ihm zween Mörder, einen zu seiner Rechten, und einen zur Linken. Da ward die Schrift erfüllet, die da saget: "Er ist unter die Übeltäter gerechnet". Und die vorüber gingen, lästerten ihn, und schüttelten ihre Häupter und sprachen:
  
39b. Coro
Pfui dich, wie fein zerbrichst du den Tempel, und bauest ihn in dreien Tagen! Hilf dir nun selber, und steig herab vom Kreuze.
  
39c. Evangelist
Desselben die Hohenpriester verspotteten ihn untereinander, sammt den Schriftgelehrten, und sprachen:
  
39d. Coro
Er hat andern geholfen, und kann ihm selber nicht helfen. Ist er Christus und König in Israel, so steige er vom Kreuze, dass wir sehen und gläuben.
  
39e. Evangelist
Und die mit ihm gekreuziget waren, schmäheten ihn auch. Und nach der sechsten Stunde ward eine Finsternis über das ganze Land, bis um die neunte Stunde. Und um die neunte Stunde rief Jesus laut, und sprach:
  
39f. Jesus
Eli, Eli, lama asabthani?
  
39g. Evangelist
Das ist verdolmetscht: Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?
  
40. Choral
Keinen hat Gott verlassen,
Der ihm vertraut allzeit,
Und ob ihn gleich viel hassen,
Geschieht ihm doch kein Leid;
Gott will die Seinen schützen,
Zuletzt erheben doch,
Und geben was ihn'n nützet,
Hier zeitlich und auch dort.
  
41a. Evangelist
Und etliche, die dabei stunden, da sie das höreten, sprachen sie:
  
41b. Coro
Siehe, er rufet dem Elias.
  
41c. Evangelist
Da lief einer, und füllete einen Schwamm mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr, und tränket ihn und sprach:
  
41d. Soldat
Halt, lasst sehen, ob Elias komme, und ihm helfe.
  
41e. Evangelist
Und Jesus schrie laut, und verschied.
  
42. Aria
Welt und Himmel nehmt zu Ohren
Jesus schreiet überlaut.
Allen Sündern sagt er an,
Dass ihm nun genug getan,
Dass das Eden aufgebaut,
Welches wir zuvor verloren.
  
43a. Evangelist
Und der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stück, von oben an bis unten aus. Der Hauptmann aber, der dabei stund ihm gegenüber, und sahe, dass er mit solchem Geschrei verschied, sprach er:
  
43b. Centurion
Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen.
  
43c. Evangelist
Und es waren auch Weiber da, die von ferne solches schaueten, unter welchen war Maria Magdalena, und Maria des kleinen Jakobs und Joses Mutter, und Salome; die ihm auch nachgefolget, da er in Galiläa war, und gedienet hatten; und viele andere, die mit ihm hinauf gen Jerusalem gegangen waren. Und am Abend, dieweil es der Rüsttag war, welcher ist der Vor-Sabbath, kam Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Ratsherr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete, der wagt's und ging hinein zu Pilato, und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus aber verwundert' sich, dass er schon tot war; und rief dem Hauptmann, und fraget ihn, ob er schon gestorben wäre? Und als er's erkundet von dem Hauptmann, gab er Joseph den Leichnam.
  
44. Choral
O! Jesu Du,
Mein Hilf und Ruh!
Ich bitte Dich mit Tränen,
Hilf, dass ich mich bis ins Grab
Nach Dir möge sehnen.
  
45. Evangelist
Und er kaufte ein Leinwand, und nahm in ab, und wickelte ihn in die Leinwand, und legte ihn in ein Grab, das war in einen Felsen gehauen; und wälzte einen Stein vor des Grabes Tür. Aber Maria Magdalena und Maria Joses, schaueten zu, wo er hingeleget ward.
  
46. Coro
Bei Deinem Grab und Leichenstein,
Will ich mich stets, mein Jesu, weiden
Und über Dein verdienstlich Leiden,
Von Herzen froh und dankbar sein.
Schau, diese Grabschrift sollst Du haben;
Mein Leben kommt aus Deinem Tod,
Hier hab ich meine Sündennot
Und Jesum selbst in mich begraben.

Entstehungszeit 23. März 1731
Text Markus 14-15; Autor der Arien und Kompilator Christian Friedrich Henrici
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Diskussion Aryeh Oron

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Text provided by Kurt Büchler